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04.09. - 30.09.2022
wed - sa 4 - 7 p.m.

SOMA 700





Seed Systems


Speculative Ecologies in XR Art Today



initiated by Styly
curated by Miriam Arbus (Sky Fine Foods) and Peggy Schoenegge (Peer to Space)
OPENING 09.09., 6 p.m.












with works by:
Nicholas Delap, Alison Bennett, Matthew Gantt, 
Nadine Kolodziey, Mohsen Hazrati, Lauren Moffat







DE

Im Zeitalter des extraktivistischen Anthropozäns wird die Natur vom menschlichen Einfluss dominiert. Wir haben kapitalistische Strukturen aufgebaut, indem wir natürliche Ressourcen zu unserem eigenen Vorteil fördern und verkaufen. Der dramatische Anstieg der CO2-Emissionen seit der industriellen Revolution und die verheerenden Auswirkungen menschlicher Aktivitäten auf die globale Umwelt haben unseren Planeten tiefgreifend verändert. Klimakatastrophen wie Waldbrände, Überschwemmungen oder Kälteeinbrüche postulieren eine Veränderung unseres allgemeinen Verhaltens. Die resultierenden Umweltschäden unterstreichen die Notwendigkeit neuer, innovativer Visionen für die Zukunft.

Der Idee der Neo-Ökologien (neo ecologies) folgend, ermöglichen virtuelle Technologien neue Ansätze, Konzepte für unsere Zukunft aufzuzeigen. Interaktive, erweiterte Realitäten (XR) lassen uns in spekulative Ökosysteme eintauchen, die die Herangehensweise an Umweltfragen neu formulieren. Divergierende Zukunftsvorstellungen erwachsen als digitaler Garten, in dem Entwicklung und Fortschritt ebenso unvermeidlich sind wie der Verfall. Die Auswirkungen des menschlichen Einflusses sind dabei tief in der Erforschung der Möglichkeiten verwurzelt. In diesem Diskurs ist die Erschöpfung der Ressourcen durch den Menschen der entscheidende Gegenstand der Betrachtung.

In der Auseinandersetzung mit diesen Themen entsteht die XR-Kunstausstellung Seed Systems als eine kollaborative Kultivierung digitaler Naturräume. Sechs internationale Künstler:innen nutzen Augmented Reality (AR) und Virtual Reality (VR), um spekulative Ansätze für zukünftige Mensch-Natur-Beziehungen zu erforschen und ein räumliches sowie akustisches Ereignis von Wachstum und Natur zu schaffen. Sie vereinen ihr Fachwissen über den Bau virtueller und natürlicher Welten, indem sie alternative Ökologien und Biosphären kreieren. Die Kunstwerke bringen Netzwerke und Systeme von Samen (Seed) als zukünftige Konzepte für unsere Umwelt hervor. Angewendet in XR mittels computergenerierter Bilder (CGI), Animationen, Punktwolken (point clouds) sowie Interaktionen, wächst die digitale Biosphäre als ein Raum der Auseinandersetzung und Reflexion. In diesem spekulativen Ansatz entfalten sich neue Möglichkeiten des Handelns, der Achtsamkeit und Gegenseitigkeit auf, die einen notwendigen Perspektivenwechsel sichtbar machen.

Alison Bennett inszeniert einheimische, australische Blumen als sphärische Begegnungen, indem sie pflanzliches Denken (vegetal thinking), digitales Gärtnern (digital gardening) und posthumane neuroqueere Phänomenologie mittels heutiger Möglichkeiten der erweiterten Fotografie erkundet. Nicholas Delap untersucht die Geschichte und den Kult der Brennnessel - eine geheimnisvolle und oft vernachlässigte Pflanze, deren medizinische Eigenschaften sie zu einem der wirksamsten und am weitesten verbreiteten Heilmittel machen. Matthew D. Gantt verbindet reaktive Klangelemente mit dem Visuellen und greift dabei Brian Enos Vorstellung von generativ elektronischer Musik als Bottom-up-Gärtnerei auf, in der aufkommende Strukturen ohne ein vorherbestimmtes Ziel erblühen. Mohsen Hazrati schafft eine virtuelle Biolumineszenz, die einen metaphorischen Ansatz zum Verständnis von Wein als alternative Energiequelle verfolgt, welche er in den Kontext der irischen Kultur betrachtet. Nadine Kolodziey erforscht, wie man etwas Digitales und Immaterielles in einen physischen Raum implementiert. Dabei hinterfragt sie spielerisch zukünftige Interaktionen in unserer technologisierten Umgebung. Lauren Moffatt stellt Zyklen des Aufblühens und Vergehens in der Natur dar und untersucht, wie verschiedene virtuelle und physische Ökosysteme durch menschliche Bewegungen und Verhaltensweisen miteinander verbunden werden.

Inspiriert von Gärten, die Erfahrungs- und Interaktionsräume schaffen, untersucht die Ausstellung, wie neue Medien genutzt werden können, um ökologische Systeme neu zu gestalten und eine achtsame, integrative Zukunft zu ermöglichen. Das Pflanzen von Samen der Reflexion und des Wachstums wirft die Frage auf, was wir im Kleinen tun können, um das große Ganze zu verändern. Sollte diese Praxis als rebellisch, produktiv oder vielversprechend betrachtet werden? Kann dieser künstlerische Aktivismus wirklich zu einer positiven Entwicklung der Ökologie unseres Planeten beitragen? Wie kann sich der Einfluss der Menschheit zum Besseren verändern?
EN

In the age of the extractivist Anthropocene, nature is dominated by human impact. We built capitalistic structures by extracting and selling natural resources for our own benefit. The dramatic increase in CO2 emissions since the Industrial Revolution and the devastating effects of human activities on the global environment have profoundly changed the Earth system. Escalating climate disasters like wildfires, floodings or frost call for a change in overall behavior. The resulting environmental precarity underlines the need for new, innovative visions for the future.

Following the idea of neo-ecologies, virtual technologies provoke new states of being, illustrating concepts for our future. Reformulating approaches to environmental questions, interactive Expanded Realities (XR) immerse us into speculative ecosystems. Divergent futures emerge as a digital garden, where growth is as inevitable as decay. The tensions of human impact are deeply rooted within the exploration of possibilities. In this discourse, humans’ inevitable depletion of resources is the critical object of consideration.

Grappling with these topics, the XR art exhibition Seed Systems emerges as a collaborative cultivation emerges as. Six international artists use augmented and virtual realities to explore speculative approaches to future human-nature relationships, forming a spatial and sonic occurrence of growth and foliage. They unite their expertise in virtual world-building and plant knowledge, shaping alternative ecologies and biologies. The artworks create networks and systems of seeds as future concepts for environments. Activated in XR through computer-generated images (CGI), animation, point clouds and interactions, the digital biosphere – nourished by visions – grows as a space for meeting and reflection. In this speculative approach, new possibilities for action, care-taking, and reciprocity flourish, visualizing a necessary change in perspective.

Alison Bennett considers Australian native flowers as celestial encounters by exploring vegetal thinking, digital gardening and post-human neuroqueer phenomenology through today’s possibilities of expanded photography. Nicholas Delap examines histories of folklore and the nettle plant – a mysterious and overlooked plant whose medicinal qualities make it one of the most potent and widely available healing tools. Matthew D. Gantt interconnects responsive sound elements with the visual, engaging with Brian Eno’s notion of generative electronic music as bottom-up gardening – emergent structures flourish with no predicated finale. Mohsen Hazrati creates a virtual bioluminescence with a metaphorical approach to understanding wine as an alternative source of energy, which he considers in the context of Irianian culture. Nadine Kolodziey explores how to plant something digital and intangible in a physical space, while playfully questioning future interactions within our technologized environment. Lauren Moffatt establishes cycles of flourishing and decay in nature, examining how different virtual and physical ecosystems become linked by human movement and behavior.

Inspired by gardens that carefully construct spaces of experience and interaction, the exhibition considers how new media can be used to reimagine ecological systems and facilitate mindful, inclusive futures. Planting seeds of reflection and growth raises the question of what we can do at a small scale to initiate patterns for the greater system. Should this practice be considered rebellious, productive or promising? Can this artistic activism really contribute to a positive development of our planet’s ecology? How can the influence of humankind change for the better?










SOMA Art Berlin, Eylauer Straße 9, 10965 Berlin
SOMA ist ein unabhängiger Non-Profit Ausstellungsraum für zeitgenössische Kunst.