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SOMA 300





Atsushi Fukunaga
What You Might Have Seen in Berlin






DE

In der Informationsflut, die uns täglich aus dem Internet entgegenschlägt, bleibt es den Empfänger*innen überlassen, einzelne Informationen herauszufiltern und zu interpretieren. Im virtuellen Raum können wir alle zudem auch Sender*innen sein; diese grundsätzliche mediale Ermächtigung führt jedoch zu selten dazu, dass User Verantwortung für ihre eigenen Worte übernehmen, und entlang von Algorithmen entstehen Meinungsblasen und Echokammern. Besonders in Berlin wird für das Senden von Botschaften jedoch noch ein anderes Medium genutzt: der reale öffentliche Raum selbst. Graffiti, Aufkleber und Poster mit sozialen und politischen Botschaften sind an jeder Ecke, Haltestelle, Litfaßsäule zu finden. In der aktuellen Coronavirus-Krise transportieren sie Botschaften der gegenseitigen Ermutigung und des Protests. Atsushi Fukunaga begreift diese Botschaften als praktizierte Meinungs- und Redefreiheit: sie sind allen in einem gemeinsamen Raum zugänglich.
Dieses gleichberechtigte Nebeneinander der Stimmen von Einzelpersonen und -gruppen im urbanen Raum macht Meinungsvielfalt und verschiedene (Lebens-)Realitäten auf eine Weise sichtbar, die in anderen Medien nicht gegeben ist, und der aufgrund der Coronavirus-Pandemie eine besondere Relevanz zukommt: Gerade jetzt, da die individuelle Bewegungsfreiheit eingeschränkt ist, wird uns die Wichtigkeit der Begegnung und des Austauschs im öffentlichen Raum wieder bewusst. Nicht nur in der momentanen Situation ist es eine Herausforderung, der gesellschaftlichen Atomisierung entgegenzuwirken.
„What You Might Have Seen in Berlin“ versammelt Arbeiten Fukunagas, die die Botschaften von Menschen in Berlin zusammenfassen und uns dazu veranlassen, darüber nachzudenken, wie wir als Gesellschaft angesichts der Herausforderungen, die die Krise mit sich bringt, leben können.

Atsushi Fukunaga (*1980, Hiroshima) beschäftigt sich in seinen Soundarbeiten und Installationen vorrangig mit Sprache und Kommunikation. Spezifisch den in der Stadtlandschaft seiner Wahlheimat Berlin sichtbaren Botschaften widmete er sich bereits 2018 in der Serie „Kreuzberg bleibt unhöflich“, in der er Graffiti und Sticker zu Collagen zusammenfügte. „What You Might Have Seen in Berlin“ ist eine Wiederaufnahme und aktualisierte Weiterentwicklung dieser Idee.

Die Präsentation von „What You Might Have Seen in Berlin“ in den neuen Räumlichkeiten des SOMA Art Space findet im Rahmen der Veranstaltungsreihe Boys Do Cry statt, die der genauen Betrachtung und (Neu-)Verhandlung von Männlichkeitsmodellen gewidmet ist. Spezifisch steht dabei der Identitätsknotenpunkt von Männlichkeit und der Herkunft aus verschiedenen Regionen Asiens im Zentrum der Betrachtungen der teilnehmenden Künstler, die selbst Hintergründe in Asien haben und heute zumeist in Berlin leben. Sie beschäftigen sich in ihren Werken vor allem mit Identitätsfragen, Rassismus, und gesellschaftlichen Verortungen entlang der Achsen Geschlecht, Herkunft und Status.
Boys Do Cry wird ausgerichtet durch SOMA Art Space, mit freundlicher Unterstützung der Senatsverwaltung für Kultur und Europa Berlin.

Kuratorin: Nabi Nara
EN

In the mass of information that we are faced with on a daily basis, it is up to the recipients to filter out and interpret individual information. Online, we can all also be senders; However, this basic media empowerment too rarely leads to users taking responsibility for their own words, and opinion bubbles and echo chambers are created along algorithms. In Berlin, in particular, another medium is used for relaying messages: real public space itself. Graffiti, stickers and posters with social and political messages can be found at every corner, bus stop, advertising pillar. In the current coronavirus crisis, they carry messages of mutual encouragement and protest. Atsushi Fukunaga sees these messages as practiced freedom of expression and speech: they are accessible to everyone in a common space.
This equal coexistence of the voices of individuals and groups in urban space makes diversity of opinion and different (lived) realities visible in a way that is not available in other media and that is particularly relevant during the coronavirus pandemic: right now, since the individual's freedom of movement is restricted, we become more aware of the importance of meeting and exchanging in public space. It is not only in the current situation that it is a challenge to counteract social atomization.
“What You Might Have Seen in Berlin” brings together works by Fukunaga that summarize the messages of people in Berlin and prompt us to think about how we as a society can live in the face of the challenges brought by the crisis.

Atsushi Fukunaga (* 1980, Hiroshima) deals primarily with language and communication in his sound works and installations. In his 2018 series "Kreuzberg remains rude", he devoted himself specifically to the messages visible in the urban landscape of his adopted home Berlin by collaging graffiti and stickers. "What You Might Have Seen in Berlin" is a resumption and updated development of this idea.

The presentation of "What You Might Have Seen in Berlin" in the new premises of SOMA Art Space takes place as part of the Boys Do Cry event series, which is devoted to the close examination and (re) negotiation of masculinity models. Specifically, the identity node of masculinity and the origin from different regions of Asia is at the center of the considerations of the participating artists, who themselves have backgrounds in Asia and today mostly live in Berlin. In their works, they deal primarily with questions of identity, racism, and societal situatedness along the axes of gender, origin and status.
Boys Do Cry is organized by SOMA Art Space, with kind support of the Senate Department for Culture and Europe Berlin.

Curator: Nabi Nara










SOMA Art Berlin, Eylauer Straße 9, 10965 Berlin
SOMA ist ein unabhängiger Non-Profit Ausstellungsraum für zeitgenössische Kunst.